Work and Travel in Australien – Jobsuche
Grob überschlagen kostet uns das Leben hier 400-600 € pro Woche. Da ist aber kein Bier, kein auswärts Essen und keine Unternehmungen dabei. Da wir uns nichts gönnen, fühlt sich ein bisschen so an, als würde man das Geld verbrennen.
Deshalb haben wir uns direkt nach der Ankunft auf Jobsuche begeben. Wir leben in einer digitalen Welt, deshalb findest Du die meisten Angebote im Netz. Viele Angebote oder Flyer haben wir in den Hostels jedenfalls nicht gefunden.
Da wir keine großen Erfahrungen im Gastrobereich haben und wir auch nicht im Baugewerbe arbeiten wollen/können, haben wir uns erstmal in unserer Branche umgesehen. Es gibt auch einige Ausschreibungen für Designer, doch haben wir schon von anderen gehört, dass diese Jobs auch unter den Australiern sehr begehrt sind. Dennoch haben wir gefühlte 5000 Bewerbungen rausgeballert: Rückmeldung Null!
Durch einen alten Arbeitgeber und ein bisschen Vitamin B, konnten wir ein Vorstellungsgespräch ergattern. Aus dem Job ist allerdings nichts geworden.
Während der Jobsuche, rammeln uns immer wieder diese merkwürdigen Anzeigen über den Weg: „Super für Backpacker, verdiene 1000-3000 AUD pro Woche – bla bla“.
Nun gut, wir bewerben uns auf die verschiedenen Anzeigen und haben gleich am nächsten Tag 3 Vorstellungsgespräche.
Die ersten Job-Interviews
Nummero 1 – Hello Fresh
Diese Firma wurde ursprünglich in Deutschland gegründet. Dir wird das Einkaufen erspart, denn Du wählst Dein Gericht, dann bekommst Du die Zutaten und das Rezepte geliefert. Eigentlich ein schönes Konzept, vielleicht etwas teuer, aber Faulheit setzt sich durch.
Das Interview lief nicht so gut. Es ging um einen Promotion-Job, was in Australien soviel bedeutet wie, Du gehst von Tür zu Tür und versucht den Leuten das Produkt anzudrehen. Abgesehen davon das der Typ einfach mega arrogant war, dachten wir – das ist nix für uns, doch da waren ja noch die zwei anderen Interviews.
Nummero 2 – Nexus
Ankunft im Vorraum, wir sind etwas zu früh. Lauter Techno schalt hinter der Metalltür hervor. Was ist das für ein Laden? Wir sollen einen Zettel ausfüllen und so langsam füllt sich der Raum mit anderen Bewerbern, die auch zum Interview eingeladen wurden. Ein feuchtfröhlicher Typ holt uns ab und begleitet uns durch das bunte Treiben:
Eine alte Industriehalle, Tischtennis-Platte, Kicker, Disco-Licht an der Decke und reihenweise Callcenter-Plätze. Geleckte Typen mit lässigen Sportler-Shorts, coolen Kaugummi-Kiefer und ein Zwinkern in Deine Richtung sagt eigentlich alles: Hau ab! Wir nehmen dennoch in einem Nebenraum platz und werden eingewiesen.
Verkauft werden hier Solaranlagen. Diesmal gibt es zwei Möglichkeiten. Du kannst die Leute anrufen und sie am Telefon überzeugen, oder du rennst von Tür zu Tür. Gezahlt werden 600 AUD pro Woche als Basis. Pro verkaufte Anlage gibt es 120 AUD oben drauf.
Verkaufen also. Solch eine Verkaufskultur kennen wir in Deutschland nicht, da dies so auch nicht erlaubt ist (zum Glück). Jetzt verstehen wir warum hier der laute Techno läuft. Die Leute sollen gepuscht werden. Verkaufen. Verkaufen. Verkaufen. Ominöser gehts eigentlich nicht mehr…
Nummero 3 – Apex Alliance
Noch so ein Laden. Naja nicht ganz. Hier sind hier alle mega sympathisch.
Es geht darum, den Energieverbrauch zu senken. Die australische Regierung hat sich bestimmte Ziele gesetzt und diese setzt sie auch konsequent um. Es gab in den letzten Jahren hohe Subventionen für alle Anwohner. War ein Haus nicht gedämmt, so wurde die Dämmung von der Regierung bezahlt. Es wurden kostenfrei Ballons verteilt, um den Kamin abzudichten usw.
Unsere Aufgabe sollte es nun sein, Halogenstrahler gegen LEDs zu tauschen. Diese Aktion läuft schon seit einigen Jahren, doch es gibt immer noch Haushalte die Halogenstrahler nutzen. Deshalb beauftragt die Regierung diese Agenturen, um die letzten noch ausfindig zu machen. Eigentlich eine gute Sache, da die Anwohner nicht einen Cent zahlen müssen.
Das Interview lief also ganz gut, es waren ca. 10 Leute da. Gegen Abend kam die SMS: Wenn wir Lust haben, können wir am nächsten Tag anfangen.
Wir waren noch immer nicht ganz sicher. Von Tür zu Tür laufen und die Leute voll labern ist eigentlich nicht so unser Ding. Doch da es für eine gute Sache ist, dachten wir, probieren wir es.
Bezahlt wird man pro LED. Für eine getauschte Lampe bekommt man 4 AUD. Klappert man an einem Tag ein paar Haushalte ab, so können da schon ein paar hundert Lampen pro Tag zusammenkommen. Zumindest hat man uns das so verkauft.
Der erste Arbeitstag
Es ist früh um 7 Uhr. Wir sollen um 9 da sein und da wir kein Geld für die Straßenbahn zahlen wollen, müssen wir eine Stunde laufen.
Von 9 bis 12 Uhr werden wir eingewiesen. Von den 10 Leuten die gestern noch bei dem Interview waren sind heute 5 wieder hier.
11.45 Uhr der Manager von dem Laden hält seine Ansprache und spielt den Motivator. Es ist ein bisschen wie bei „The Wolf of Wallstreet“. Leonardo de Cabrio als geleckter Hipster verkleidet malt ein paar Zahlen an das Whiteboard und fängt an, wie wild, in die Hände zu klatschen. Der erste Platz geht an den kleinen, überdrehten Ägypter, er hat am vorherigen Tag 9 Rechnungen an Land gezogen: Wowowowowoooo, die Masse jubelt. Dann gehts auch schon weiter, unser neuer Super Manager holt wie durch Zauberhand ein Sechserträger Bier hervor und verkündet, jeder der 3 Rechnungen heute schafft, bekommt ein Bier! Uiuiui, wie aufregend! Er steht vor seinen Mitarbeitern und schreit alle an. Wir verkaufen jetzt LEDs! YEAH!!!
Verkaufen?
12 Uhr, wir bekommen nun jeder einen Trainer zugewiesen, steigen in einen weißen Van und werden in einer Melbourner Wohngegend „Clayton“ auf die Menschheit losgelassen. Trainer – dass bedeutet eigentlich nur, dass Du mit jemanden mitgehst, der das schon ein paar Wochen oder Tage macht.
14 Uhr, so langsam wird uns klar, das hier alle genervt sind. Da in diesem Land ständig Verkäufer vor der Tür stehen. Des Weitern sind die meisten Häuser schon mit LEDs ausgestattet.
Aber kein Problem für unsere Coaches, dann kommt eben „Stufe 2 -- Rechnung beschaffen“ zum Einsatz. Das heißt; Leute belatschern, dass sie Dir die alte Stromrechnung zeigen, Du machst Fotos von beiden Seiten, das Ganze geht zum Call Center, um angeblich den besten Anbieter zu finden. Em ja, ok.
16 Uhr, mein Trainer, ein 19-jähriger netter Abiturient, seit 4 Tagen dabei, macht seine Sache echt gut. Nicht zu aufdringlich, man will ja nicht seine Seele verkaufen. In zwei Stundentakt ruft Aaron, unser Vorgesetzter an. Ein hin und her am Telefon, innerhalb 5 Minuten steht Aaren mit dem Bus vor uns, zeigt uns eine lange Straße auf der Karte und sagt, dass wir nun die beste Region bekommen. Ach ja, mal abwarten. Wir marschieren los. Ich fühle mich wie eine Prostituierte, vom Zuhälter auf die kalte, nasse Straße entlassen. Von Tür zu Tür gehend, klingeln wir alles ab. Aber was anderes außer ein freundliches: „Go, fuck yourself,“ bekommen wir nirgendwo. Alle sind misstrauisch, was wir bei der Verkäufermentalität in dem Land auch sehr gut verstehen können.
18 Uhr, die Schicht ist zu Ende, wir werden wieder eingesammelt und sind beide davon überzeugt, dass wir diesen Job nicht machen wollen.
Es mag Leute geben, die für diesen Job geboren sind. Wer gerne redet und Menschen überzeugen kann, der ist hier gut aufgehoben und kann auch sicher eine Menge Geld verdienen. Doch für uns ist hier Endstation. Wir sind keine Verkäufer.
Wir machen uns nun nach sechs Stunden herumlaufen, auf unseren Heimweg.
Zwei Wochen später
Wir sind noch in Melbourne und haben immer noch keinen Job. Wir sind hin und her gerissen und müssen nun langsam mal eine Entscheidung treffen.
Variante 1. Wir könnten ein Auto kaufen, was erstmal wieder eine menge Geld kosten würde. Dann würden wir uns aber die Kosten für die Unterkunft sparen und wir könnten uns das Land anschauen.
Variante 2. Wir fliegen nach Darwin, dort ist es wenigstens schön warm und wir versuchen unser Glück auf der Perlenfarm. Sollte das nicht klappen, hauen wir ab nach Bali und arbeiten weiter an unserer Selbstständigkeit.
Variante 3. Wir harren noch ein bisschen aus, schreiben weiter fleißig Bewerbungen und genießen die Zeit bei dem netten Pärchen (Joel und Prashikha), bei dem wir gerade wohnen.
Kirschen pflücken oder Webdesign
Heute kam eine Mail, mit uns ist gut Kirschen pflücken. Klingt erstmal ganz nett, wir müssen nur die Bezahlung klären. Wenn das alles passt, verbringen wir wohl die nächsten Wochen auf der Kirsch-Plantage.
Außerdem hat sich Joel mal umgehört. Einer von uns beiden könnte am Montag als Webdesigner anfangen, für 20 AUD die Stunde. Wäre ja schon mal ein Anfang.
Fazit nach zwei Wochen Jobsuche
Es ist frustrierend, doch wir sind nicht die einzigen. Es scheint wohl den meisten so zu gehen, denn so ein Hostel ist ein bisschen wie eine Selbsthilfegruppe. Es kostet sehr viel kraft. Du schreibst den ganzen Tag Bewerbungen und telefonierst wie ein Verrückter.
Gute Chancen hast Du als Koch, an der Bar oder als Kellner. Da gibt es Jobs ohne Ende. Wenn Du Erfahrungen in dem Bereich hast, kannst Du Dich auch auf den Inseln bewerben. Dann kannst Du ein paar Monate in einem 5 Sterne Ressort arbeiten. Klingt eigentlich ganz gut.
Solche Jobs findest Du hier: http://www.downundr.com/
Wenn Du nach Australien willst, solltest Du Dich auf ein paar Wochen Jobsuche einstellen. Uns war das nicht so recht bewusst, doch wenn man sich darauf vorbereitet, kann man auch besser damit umgehen.
Hoffentlich klingt der Bericht nicht so negativ, denn Australien ist wunderschön. Hier in Melbourne hast Du anstatt Tauben, Papageien im Park, die Menschen sind super und mega freundlich. Also „No worries“ und weiter geht´s: Arbeiten auf dem Jahrmarkt!
Webseiten für die Jobsuche in Australien
Hier findest Du nicht nur Jobs, sondern alles was dein Herz begert. Jede menge Jobangebote, jedoch weiß das jeder Backpacker, deshalb bewirbt sich auch jeder auf die Stellenangebote.
Jobs und jede menge Infos.
Das australische Arbeitsamt.
Reisende bei der Arbeit.
Jede menge Infos, Jobs und Vermittlungsagenturen.
Wenn es mit dem Job nicht klappt, dann findest Du hier arbeit gegen Kost und Logis.
Warst du auch schon auf Jobsuche in andern ländern?
Was hast du für erfahrungen gemacht?
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